Chancenwucher bei 2:2-Remis gegen Cordi

Chancenwucher bei 2:2-Remis gegen Cordi

1. Herren • LL Hansa 11.10.2021

Babuschkin hält Strafstoß in der Nachspielzeit

Erst hielt er sich als Kapitän zurück und gab bei dem „Kindergarten“, den drei seiner Mitspieler auf dem Platz veranstalteten, klein bei. Dann aber platzte ihm im Mannschaftskreis der Kragen – und das mehr als nur zurecht: Onur Saglam appellierte lautstark, aber mit sehr emotionalen, gut gewählten und klar verständlichen Worten an das Miteinander. Mehrfach betonte und hob er das Wir-Gefühl hervor, Gemeinschaftlichkeit und Geschlossenheit. Attribute, die vor allem drei seiner Teamkollegen an jenem Fußballnachmittag mit Füßen traten – vor allem ein Spieler...

Nach einem 0:2-Rückstand kämpfte sich Cordi zurück, drehte das Spiel und war in den Schlussminuten drauf und dran, das Geschehen vor 248 Zuschauern gänzlich auf den Kopf zu stellen. Ian-Prescott Claus drang auf Höhe der linken Grundlinie in den SVCN-Sechzehner ein, Corvin Behrens wollte retten, bekam den Ball aber an die Hand. Strafstoß! „Der Elfmeterschütze ist bekannt und betitelt. Und wenn man einen Lauf hat, lässt man ihn auch schießen“, sprach Baris Saglam, der den im Urlaub weilenden Frank Pieper-von Valtier als alleiniger Chefcoach vertrat, auf das an, was nun folgte. Kapitän Onur Saglam, der sein Team mit purem Einsatz, großem Willen und absoluter Leidenschaft zurück in die Partie brachte und nach starkem Solo von Vincent Boock das zwischenzeitliche 2:2 markierte (73.), ist der Standardschütze vom Dienst bei Cordi. Alle rechneten mit dem 28-Jährigen, dem Luckypunch in der Nachspielzeit und dem umjubelten Cordi-Sieg im Sportpark Hinschenfelde.

Doch es kam ganz anders. Vincent Boock, Ebenezer Utz und Claus lieferten sich einen richtigen Dreikampf – und das im wahrsten Sinne des Wortes – um die Ausführung. Letztgenannter setzte sich durch und scheiterte mit einem an Kläglichkeit nicht zu überbietenden Versuch an Curslack-Keeper Gianluca Babuschkin (90. +4)! Eine Szene, die im Nachgang für jede Menge Gesprächsstoff sorgte. Baris Saglam konnte es kaum glauben, dass sich Claus über die Vorgaben hinwegsetzte und schimpfte. Weitere verbale Entgleisungen folgten – und auch Onur Saglam meldete sich daraufhin zu Wort. Dieser Egoismus im Team ist bezeichnend für die aktuelle Situation bei Concordia Hamburg! „Mit der letzten Aktion haben wir zwei Punkte liegen gelassen, weil man vielleicht zu gutmütig mit seinen Mitspielern ist“, musste sich Coach Saglam zunächst auf die Zunge beißen und versuchte, die Situation zumindest öffentlich ein wenig herunterzuspielen. Doch das ging gar nicht. Zu offensichtlich stritten sich die Cordi-Kicker darum, wer der Held des Tages hätte werden können, anstatt den Teamgedanken zu verfolgen.

„Das ist ein Lernprozess für alle“, so Saglam. „Natürlich ist es ungünstig, dass das in so einem Spiel passiert“, werden zumindest intern wohl klare Worte fallen. Schon gegen Dassendorf (0:4) setzte sich Boock im „Ringen“ durch und verschoss vom Punkt ebenfalls kläglich. „Aller guten Dinge sind drei. Zweimal ist es jetzt in die Hose gegangen“, so Saglam mit einem Augenzwinkern, ehe er mit ernster Miene anfügte: „Jetzt sollte der Schalter umgelegt sein und jeder verstanden haben, dass es ganz klar definiert ist.“ Im Mannschaftskreis nach der Partie habe er sich „bewusst rausgehalten“ und seinen Bruder sprechen lassen. Dieser habe es „nochmal in der Deutlichkeit“ angesprochen. „Ich wünsche mir wirklich aus tiefstem Herzen, dass dieser Appell bei der Mannschaft Gehör findet, sich jeder seiner Aufgabe bewusst ist und nicht sich selbst in den Vordergrund stellt. Wir gewinnen und verlieren als Mannschaft. Da müssen wir hinkommen.“

Phasenweise sei es so, „dass man sich aufgrund der individuellen Qualität nach vorne bringt und dadurch erfolgreicher agiert“, befand Saglam. Aber: „Wir müssen diese einzelnen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Das ist ein Lernprozess. Momentan sind die Puzzleteile noch auf der Suche nach dem richtigen Platz“, formulierte er es bildlich gesprochen sehr eindeutig und richtig. „Unabhängig von Namen, spricht am nächsten Tag keiner mehr darüber, wer das Tor geschossen hat, sondern darüber, dass Cordi nach einem 0:2 zurückgekommen ist, ein brutales Pressingverhalten gegen den Ball hatte und effektiv nach vorne war“, wünsche er sich schnellstmöglich, dass die Mannschaft „dieses Wir-Gefühl“ verinnerlicht.

Denn schon bevor es zu jener Szene kam, war es schon fast grotesk, was der SV Curslack-Neuengamme im Sportpark Hinschenfelde ablieferte. Keineswegs spielerisch, sondern einzig und allein auf die Chancenverwertung bezogen. Neuzugang Bajram Nebija brach bei seinem Startelfdebüt den Bann, als er nach einer Flanke von Corvin Behrens und anschließender Kopfballablage von Vincent Janelt goldrichtig stand und die Kugel über die Linie nickte (22.)! Ein perfekter Auftakt für die „Deichkicker“ und den neuen Mann, der in der Sommer-Vorbereitung auch kurzzeitig beim Gegner vorspielte. Doch dann kam beim SVCN alles zusammen – wirklich alles!

Die personell eh schon auf dem Zahnfleisch gehenden Gäste mussten weitere Rückschläge hinnehmen. Sowohl Hamed Mokhlis (41.) als auch Marco Schubring (46.) und Özgür Bulut (77.) mussten mit Muskelverletzungen vorzeitig raus. „Beim Blick auf den Spielberichtsbogen hat man ja schon gesehen, dass wir unseren Ersatztorwart als Feldspieler auf die Bank nehmen mussten. Uns fehlte ja schon eine halbe A-Mannschaft aufgrund vieler Verletzter“, prangerte Woike die Lage am Deich an. Hinzu kam, dass sein Team trotz dessen eine bärenstarke Performance aufs Grün bekam, aber partout und immer wieder am zweiten möglichen Torerfolg verzweifelte. Der starke Nebija vergab freistehend gegen Anton Lattke (26.) und aus der zweiten Reihe (60.), Behrens zimmerte die Kugel an die Latte (34.) und verfehlte per Kopf das Ziel nur um Zentimeter (51.), Rogge traf nur das Außennetz (39.), während auch Sebastiao Mankumbani an Lattke hängenblieb (48.) und Pascal El-Nemr um Haaresbreite am langen Eck vorbei zielte (55.). Chancenwucher deluxe!

Nachdem El-Nemr gegen Max Rosseburg einen Freistoß herausholte, den Behrens an der Mauer vorbei aufs Tor zirkelte, staubte Henrik Giese im Nachsetzen ab, weil Lattke die Kugel nur unzureichend entschärfen konnte. Das längst überfällige und hochverdiente 2:0 für die Woike-Mannen (67.)! „Wir hatten eine gute Idee und waren nicht nur in Form von mehr Ballbesitz feldüberlegen, sondern in der Form, dass wir entschieden haben, was auf dem Platz passiert. Cordi hatte dem nicht viel entgegenzusetzen“, konstatierte der Curslack-Coach, der seiner Mannschaft vorwerfen musste: „Dass wir‘s nicht nach Hause gebracht und nicht mehr Tore geschossen haben. Ansonsten war das eine sehr gute Leistung von uns.“ Nichtsdestotrotz war der Ärger groß, als Vincent Janelt mit seiner Kopfballabwehr Claus in Szene setzte und dieser per Direktabnahme aus dem Nichts verkürzte (70.). Nun war Cordi obenauf, kam durch Saglam zum bereits erwähnten Ausgleich (73.) und hatte weitere Chancen. Jan Novotny köpfte einen Saglam-Freistoß freistehend über den Kasten (72.), ehe Utz auf und davon war, aber in Babuschkin seinen Meister fand (87.), und auch Claus den Keeper nicht bezwingen konnte (88.). Doch der Vorhang fiel noch nicht…

„Das Kuriose ist ja: Wir halten einen Elfmeter in der 90. Minute und trotzdem fühlt es sich nicht so an, als ob wir einen Punkt gewonnen haben. Das ist eigentlich das, was es am meisten und am besten symbolisiert“, brachte es Woike nach dem Auslassen etlicher Top-Chancen auf den Punkt. „Meiner Meinung nach müssen wir drei oder sogar vier Tore machen, bevor wir den ersten Schuss aufs Tor kriegen.“ Seine Elf habe sich aber „gegen die Widerstände gewehrt“ und auch seinen Schützen machte er keinen großen Vorwurf: „Ich bin gerne dabei, Dinge anzuprangern. Aber heute war es wirklich Pech. Ich fand alle Abschlüsse gut und auch gut vorgetragen. Gefühlt achtmal gingen die Bälle einen Zentimeter am Pfosten vorbei.“

Sein Gegenüber bilanzierte: „Das Gute ist, dass ein Spiel zwei Halbzeiten hat, und man dadurch die Chance bekommt, ein besseres Gleichgewicht zu finden. In der ersten Halbzeit waren wir nicht griffig genug gegen den Ball und in den Räumen, die wir bespielen wollten, standen wir nicht gut genug.“ In der Pause habe er nicht nur personell gewechselt, sondern auch die Spielweise und die Spielart geändert. Das habe Früchte getragen, meinte Saglam. „Wir hatten dann deutlich mehr Ballbesitz, waren aber nicht effektiv genug. Lobenswert ist dennoch, dass man nach einem 0:2 zurückkommt und weiter drückt.“ Das Drücken wäre beinahe noch belohnt worden – wenn im Sportpark Hinschenfelde nicht der Eigensinn reagiert und Spieler ihr Wohl über das der Mannschaft gestellt hätten…

Quelle: fussifreunde.de

SC Concordia Hamburg

2 : 2

SVCN

Sonntag, 10. Oktober 2021 · 15:00 Uhr

Oberliga Hamburg · 08. Spieltag

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